Basishygiene Hautantiseptik

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Hautdesinfektion – Schleimhaut- und Wundantiseptiken

Die Haut – der Schutz von außen

In der Präventivmedizin sind Haut und Hygiene untrennbar miteinander verbunden. Die Haut hat eine warnende Funktion, sie ist essentiell für die Wahrnehmung, sie nimmt Nährstoffe auf und speichert sie, sie reguliert die Temperatur und entschlackt den Körper. Vor allem aber ist das größte Sinnesorgan ein Schutzschild, das Infektionserreger abhält. Ist diese Barriere allerdings angegriffen oder durch Wunden geschädigt, nimmt ihre Schutzfunktion rapide ab. Es gilt, frühzeitig zu verhindern, dass die Haut unnötig strapaziert wird.

Für ein effektives Hygienemanagement spielt die Haut eine entscheidende Rolle. Ist sie intakt, schützt sie uns vor dem Eindringen von Mikroorganismen. Geschädigte und verwundete Haut hingegen ist eine offene Eintrittspforte für Bakterien, Pilze und Viren. Dringen sie in den Körper ein, kann dies schwerwiegende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen.
Zugleich ist die Haut selbst oft Überträger von Infektionen und kann Patienten und Personal potenziell mit Krankheitserregern kontaminieren.

Bei der Hautantiseptik ist die Indikation entscheidend für das Vorgehen. Möchte man einen Patienten auf eine Operation oder einen Zentralen Venenkatheter vorbereiten, sollte die Antiseptik intensiver sein als bei einer Punktion, z. B. eines peripheren Gefäßes.

(Vor-)Reinigung der Haut

(Vor-)Reinigung der Haut

Hautdesinfektion vor Operationen, Gelenkspunktion und ZVK

In der Humanmedizin wird empfohlen, dass sich die Patienten am Abend vor dem Eingriff oder direkt am Tag des Eingriffs gründlich waschen, um eine deutliche Reduktion der Hautflora zu erreichen. ​[1, 2]

Da dies für die meisten tierischen Patienten schwer umzusetzen ist, sollte eine gründliche Reinigung des OP-Bereiches nach der Schur durchgeführt werden.

Ziel ist die Reduktion der transienten Hautflora, sowie die Entfernung von Talg, Fett und Schmutz. Dabei sollte auf Wasser und Seife verzichtet werden, da die Verwendung die Wirkung des darauffolgenden Antiseptikums (Alkohols) reduzieren kann. ​[3]

Die Reinigung der Haut kann mit einem Trockenschaum (Prontoderm® Foam) oder Reinigungslotion (Prontoderm® Lösung) erfolgen.

Das Produkt mit einer keimarmen Kompresse oder Tuch auf die geschorene Haut auftragen und die Haut gründlich reinigen. Nach 1-2 Minuten mit einem sauberen Tuch oder Tupfer abtrocknen.

Bei einer Waschung zuhause durch den Besitzer, sollte das Fell des Patienten mit einem in Prontoderm® Lösung getränkten Waschlappen gründlich eingerieben und gereinigt werden. Nach 3-5 Minuten das Fell mit einem sauberen Handtuch trockenreiben.

Hautdesinfektion

Hautdesinfektion

Effektiver Schutz für Patient und Personal

Die Haut Antiseptik nimmt eine Schlüsselfunktion in der Prävention der SSI ein, da durch die Durchtrennung der Haut eine Verschleppung der residenten Flora in die Tiefe des OP- Feldes möglich ist.

Alkohol gehört auf Grund seiner schnellen und guten Wirksamkeit zu den Mitteln der ersten Wahl. ​[1, 2] Kontrovers ist die Diskussion um den remanenten Wirkstoff.

Traditionell ist in einigen Ländern PVP-Iod oder Chlorhexidin das Mittel der Wahl. Es gibt kontroverse Studien aus der Humanmedizin, welche die Wirkstoffe jeweils entweder bevorzugen oder nachteilig bewerten.

In Metaanalysen der verschiedenen Studien hatte keines der beiden Antiseptika einen Vorzug gegenüber dem anderen. [2, 4]

Allerdings ist die reduzierte Wirkung von Chlorhexidin bei multiresistentem Staphyloccocus aureus im Vergleich zu PVP-Iod beschrieben. ​[5]

Andere Autoren berichten von einer Chlorhexidin-Resistenz bei Escherichia coli, Salmonella spp., Staphylococcus aureus oder Koagulase negativen Staphylokokken, Enterobacter spp., Pseudomonas spp., Proteus spp., Providencia spp. und Enterococcus spp. ​[6]

Wir empfehlen daher die Anwendung eines Alkohol PVP-Iod Präparates (Braunoderm®).

Die Haut des Patienten wird 30 Sekunden mit einem sterilen, in Braunoderm® getränkten Tupfer und unter Hilfenahme einer Kornzange eingerieben. Dabei wird immer von dem vorgesehenen Schnittfeld nach außen gearbeitet. Anschließend die Einwirkzeit des Herstellers beachten und den Vorgang noch 2-mal wiederholen.

Für die Schleimhautantisepsis kommt PVP-Iod (Braunol®) oder Polyhexanid (ProntoVet® Wundspüllösung) in Betracht. [1]

Hautdesinfektion vor Punktionen

Die Haut sollte ausreichend geschoren werden. Die Desinfektion ist dabei in zwei Phasen unterteilt: Im ersten Schritt wird die Haut mit einem Alkoholpräparat (Softasept® N) benetzt und nach der Einwirkzeit mit einem Tupfer abgewischt. Anschließend wird die Haut erneut mit dem Desinfektionsmittel benetzt und die Einwirkzeit abgewartet, bevor die Punktion durchgeführt wird.

Alternativ kann man mit einem in Alkohol getränkten Tupfer (Softasept® N) die Haut wischdesinfizieren. Dadurch wird die Haut von Schmutz und Talg gereinigt und eine mechanische Reduktion der Keime erreicht. In der zweiten Phase wird die Haut erneut benetzt und die Einwirkzeit abgewartet, bevor die Punktion durchgeführt wird.

Step-by-Step Anleitung

Auszug: Alle Steps lernen Sie im PDF-Download
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Haut- und Schleimhautantiseptik mit Alkohol PVP-Iod (Braunoderm®)

Wischdesinfektion

Step-by-Step Anleitung

Auszug: Alle Steps lernen Sie im PDF-Download
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Haut- und Schleimhautantiseptik mit Alkohol PVP-Iod (Braunoderm®)

Sprühdesinfektion

Video

  • Hautdesinfektion – Sprühdesinfektion

    mit Alkohol PVP-Iod (Braunoderm®)

Jede Sekunde zählt – Einwirkzeiten der Hautdesinfektion

Die Haut ist eine große Fläche – und doch unterscheiden sich die einzelnen Regionen des Körpers wie eine Landkarte deutlich voneinander. Entscheidend für die erforderliche Einwirkzeit bei der Hautdesinfektion ist hier die Talgdrüsendichte der betreffenden Körperregion. Die größte Dichte der Talgdrüsen findet man beim Hund und der Katze zum Beispiel in den Bereichen unter den Gliedmaßen und der Leistenregion.

Die Desinfektion talgdrüsenreicher Hautregionen benötigt längere Einwirkungszeiten als die Desinfektion talgdrüsenarmer Bereiche. Hier ist die Keimzahl wesentlich höher und die residenten Mikroorganismen überwiegen.

Ebenso unterschiedlich sind die Einwirkzeiten für die einzelnen medizinischen Eingriffe: Ein einfacher Nadelstich erfordert eine kürzere Hautdesinfektion als ein invasiver Eingriff im OP. Beide Faktoren sind ausschlaggebend für die Dauer einer Hautdesinfektionsmaßnahme.

Die jeweiligen Einwirkzeiten sind je nach Präparat unterschiedlich und daher den entsprechenden Herstellerangaben zu entnehmen.

Grafik

Grafik: Besonders talgreiche Haut beim Hund

Besonders talgreiche Haut beim Hund

Die Areale können sich nach Rasse und Geschlecht unterscheiden.

Grafik

Auszug: Alle Ansichten des Hundes als PDF-Download
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Scheranleitung für den Hund

Eingezeichnete Stellen bitte scheren!

Schleimhautantiseptik

Schleimhautantiseptik

Sensible Aufgabe mit hohem Wert

Die Schleimhaut unterscheidet sich von normaler Haut in ihrem Aufbau und erfordert daher andere Schritte zur effektiven Desinfektion. Die mikrobielle Besiedelung der Schleimhaut wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, zu denen Tierart, Rasse, Alter, hormonelle Einflüsse, Geschlecht und pathologische Faktoren gehören.

Unter normalen Umständen stellt die residente Flora der Schleimhaut ein stabiles mikrobielles Ökosystem dar, in dem verschiedene aerobe und anaerobe Mikroorganismen vorkommen. Wird dieses System durch endogene oder exogene Faktoren gestört, wird die Schleimhaut vermehrt von unerwünschten Mikroorganismen besiedelt.

Bei einer endogenen Infektion sollte beachtet werden, dass die auf der Schleimhaut anhaftenden Mikroorganismen in ursprünglich keimfreie Körperbereiche aktiv oder passiv eingebracht werden können. Die Anwendung medizinischer Geräte, wie z. B. Zystoskope, beansprucht die Schleimhaut auf mechanischem Weg und stellt eine potentielle Ursache für die Keimverschleppung in Hohlorgane dar. Diese Geräte können aber auch zu exogenen Infektionen beitragen, wenn sie nicht regelgerecht desinfiziert werden.

Die Reduktion der Mikroorganismen auf der Schleimhaut und auf angrenzenden Bereichen sorgt für die Verhütung endogener und exogener Infektionen. Allerdings stellen Schleimhäute hohe Ansprüche an ein Antiseptikum: Neben der Notwendigkeit, mikrobizid gegen die transiente wie residente Flora zu wirken, ist die Hautverträglichkeit bei der Schleimhaut von besonderer Bedeutung.

Die meist bei normaler Hautdesinfektion genutzten Alkohol-Verbindungen führen in der Schleimhautantiseptik zu Schmerzreaktionen und lokalen Unverträglichkeiten und sollten daher nicht genutzt werden. Die Wahl und Anwendung eines Antiseptikums richten sich demnach nicht nur nach den medizinischen Anforderungen. Auch topographische Bedingungen der Schleimhaut sind relevant.

Prophylaktische Anwendung

Ziel der prophylaktischen Anwendung ist es, vor diagnostischen, therapeutischen und pflegerischen Maßnahmen das Risiko endogener und exogener Infektionen zu minimieren. Dabei ist die breite, schnelle und anhaltende Wirksamkeit des Antiseptikums ebenso wichtig wie die lokale und systemische Verträglichkeit.

Therapeutische Anwendung

Der therapeutische Einsatz von Antiseptika ermöglicht den Verzicht von systemisch wirkenden Antibiotika und soll zur Linderung oder Heilung diagnostizierter lokaler Infektionen dienen.

Wundantiseptik

Wundantiseptik

Welche Wirkstoffe sind geeignet?

Die relevanten antiseptischen Wirkstoffe sind Polyhexanid (PHMB), Iodophore, Octinidin (OCT), Natriumhydrochlorid/hypochlorige Säuren (NaOCl/HOCl) und Silberionenformulierungen. [7, 8] ​Da die antimikrobielle Effektivität und die Zelltoxizität direkt proportional zueinander sind, geht eine gute Verträglichkeit oft auf Kosten der Wirksamkeit. Weitere Faktoren wie Wirkstoffkonzentration, Einwirkdauer, Anwendungsart und Mikromilieu der Wunde sollten ebenso für die Auswahl des Antiseptikums mitbetrachtet werden.

Zur präventiven Reduktion der mikrobiellen Erregerlast eignen sich Polyhexanid Lösungen mit einer Konzentration von 0,02%. Bei infizierten Wunden empfiehlt sich eine Polyhexanid Lösung mit einer Konzentration von 0,04-0,1% (Prontovet Lösung). ​[7, 8]

Für tiefe Biss- und Stichwunden sind Iodophore (PVP-Iod) das Mittel der ersten Wahl. ​[7, 8]

Anwendungsformen von PVP-Iod

Während bei wässrigen und alkoholischen PVP-Iod-Lösungen der schnelle Wirkungseintritt im Vordergrund steht, ist bei Salben mit 10% PVP-Iod die langanhaltende Wirkdauer auf Wunden entscheidend.

Als wässriges Antiseptikum hat sich Braunol® mit 7,5% PVP-Iod (Povidon-Iod) seit Jahrzehnten in konzentrierter und verdünnter Form bewährt.

In der Ophthalmologie werden wässrige PVP-Iod-Lösungen in Verdünnungen von 1:3 bis 1:6 mit Erfolg eingesetzt.

Auch als gebrauchsfertige, alkoholische Lösung wie Braunoderm® zur schnellen Desinfektion vor Punktionen und operativen Eingriffen ist PVP-Iod einsetzbar.

Braunovidon® Salbe mit 10% PVP-Iod eignet sich hervorragend zur äußeren Therapie bei Verbrennungen, Verbrühungen und zur Behandlung von Schürf-, Riss- und Abzesswunden​. [7]

Step-by-Step Anleitung

Step-by-Step-Anleitung: Wundversorgung Post-OP

Wundversorgung Post-OP

(ProntoVet® / Askina®)

Downloads Hautantiseptik

Hautantiseptik

Beschreibung Dokument Link
Haut- und Schleimhautantiseptik mit Jod-Alkohol (Braunoderm®) – Wischdesinfektion Step-by-Step Anleitung
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Haut- und Schleimhautantiseptik mit Jod-Alkohol (Braunoderm®) – Sprühdesinfektion Step-by-Step Anleitung
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Hautdesinfektion – Sprühdesinfektion mit Alkohol PVP-Iod (Braunoderm®) Video
Besonders talgreiche Haut beim Hund Grafik
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Scheranleitung für den Hund Grafik
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Wundversorgung Post-OP (ProntoVet® / Askina®) Step-by-Step Anleitung
pdf (366.5 KB)

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[​1] Prävention postoperativer Wundinfektionen. Bundesgesundheitsbl 2018; 61(4):448-73.
[​2] Maiwald M, Widmer AF. WHO's recommendation for surgical skin antisepsis is premature. Lancet Infect Dis 2017; 17(10):1023-4.
[​3] Hübner N-O, Kampf G, Löffler H, Kramer A. Effect of a 1 min hand wash on the bactericidal efficacy of consecutive surgical hand disinfection with standard alcohols and on skin hydration. Int J Hyg Environ Health 2006; 209(3):285-91.
[​4] Marchionatti E, Constant C, Steiner A. Preoperative skin asepsis protocols using chlorhexidine versus povidone-iodine in veterinary surgery: A systematic review and meta-analysis. Vet Surg 2022; 51(5):744-52.
[​5] Block C, Robenshtok E, Simhon A, Shapiro M. Evaluation of chlorhexidine and povidone iodine activity against methicillin-resistant Staphylococcus aureus and vancomycin-resistant Enterococcus faecalis using a surface test. J Hosp Infect 2000; 46(2):147-52.
[​6] Kampf G. Acquired resistance to chlorhexidine – is it time to establish an 'antiseptic stewardship' initiative? J Hosp Infect 2016; 94(3):213-27.
[​7] Kramer A., Daeschlein G., Kammerlander G. Konsensusempfehlung Wundantiseptik 2003. Zeitschrift für Wundheilung 2004; (3).
[​8] Kramer A, Dissemond J, Kim S, Willy C, Mayer D, Papke R et al. Consensus on Wound Antisepsis: Update 2018. SPP 2018; 31(1):28-58.​